

Zufriedenstellende Ernte - Bauernverband beklagt aber "katastrophale Preislage"
Die Getreideernte in Deutschland ist zufriedenstellend ausgefallen, der Herbst verspricht eine gute Kartoffel-, Apfel- und Weinernte. Der Deutsche Bauernverband (DBV) beklagt allerdings eine "katastrophale Preislage" für viele Produkte von deutschen Feldern. Dazu kämen hohe Kosten und bürokratische Fesseln - Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte hierzulande in Gefahr - und "langsam" auch die Versorgungssicherheit.
Laut Ernteschätzung werden in diesem Jahr rund 43,5 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Damit liegt die Menge vier Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre und elf Prozent über dem schlechten Wert des Jahres 2024.
Bei der wichtigsten Getreidesorte, dem Winterweizen, legte die Erntemenge im Jahresvergleich von 17,8 Millionen Tonnen auf 21,7 Millionen Tonnen zu. "Dies liegt sowohl an besseren Erträgen pro Hektar als auch an der deutlichen Ausweitung der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr", erklärte der Bauernverband. Auch bei Wintergerste und Winterraps wurden die Erntemengen aus dem Vorjahr übertroffen.
Allerdings habe die lange Regenzeit im Juli beim Weizen stellenweise die Ernte verzögert - Folge seien Qualitätseinbußen, sagte Rukwied. Das Getreide sei dann nicht mehr fürs Brötchen geeignet, sondern "nur noch für den Futtertrog".
Bei vielen anderen Kulturen ist die Ernte in diesem Jahr durchschnittlich. "Teilweise konnten zufriedenstellende Erträge erreicht werden - wie etwa bei Frühkartoffeln oder Kirschen", erklärte der Verband. Herbstkulturen wie Mais, Zuckerrüben und weitere Gemüsekulturen wie Kohl konnten von den Niederschlägen profitieren.
Doch die Marktsituation insbesondere beim Getreide sei "desaströs", sagte Rukwied. Verantwortlich dafür sei auch Russland, das seine Ernten auf den globalen Märkten platziere "und mit niedrigen Preisen reingeht". Getreide aus der Ukraine lande vor allem in Osteuropa, was dort für Preisdruck sorge.
Auch für Wein gebe es nicht genug Geld, der Konsum gehe weltweit zurück, getrunken würden immer mehr ausländische Weine. Dabei seien deutsche Weine "Spitze".
Die Kosten auf der anderen Seite würden steigen, klagte Rukwied. Besonders schwer hätten es hier die Betriebe, die nicht auf Maschinen zurückgreifen könnten, sondern Arbeitskräfte brauchen, weil sie den - bald steigenden - Mindestlohn zahlen müssten - etwa Erdbeer- oder Spargelbauern. Das sei ein Nachteil im Wettbewerb etwa mit polnischen oder spanischen Betrieben, die einen Mindestlohn von sieben oder acht Euro zahlten.
Hier brauche es eine "Sonderlösung" für die Landwirtschaft, bekräftigte Rukwied. "Sonst sind wir bald auf dem Weg dahin, dass möglicherweise kaum mehr Erdbeeren aus Deutschland auf dem Teller landen können."
Von der Politik fordert der Bauernpräsident ein "wirkungsvolles Maßnahmenpaket zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit", Bürokratieabbau und "gezielte Entlastungen". Er nannte etwa Investitionsanreize für Tierhalter, die neue Ställe bauen wollen, Förderprogramme für neue Techniken etwa zur Bodenbearbeitung und schnellere Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel - am besten auf europäischer Ebene.
Insgesamt gehe es in Deutschland nicht nur die Verteidigungsfähigkeit, sagte der Bauernpräsident. "Es geht auch um Versorgungssicherheit. Und hier gehen wir langsam ins Risiko."
Q.Arango--BT